Von der Kunst LOS-ZU-LASSEN

Wenn die Nächte länger werden und das Jahr sich dem Ende zuneigt, zieht nicht nur die Natur ihre Kräfte zurück. Auch wir können jetzt einen Gang runter schalten, besinnlich werden und das Vergangene verabschieden.

Manchmal mag es schwierig sein, sich von alten Verhaltensmustern oder Beziehungen zu lösen, selbst wenn sie uns nicht mehr gut tun. Doch ständiges Grübeln über eine Situation, die wir nicht ändern können oder Schuldgefühle wegen eines Fehlers, rauben uns unnütz viel Energie. Dann leben wir in der Vergangenheit und sind abhängig von dem Urteil anderer.

Wenn wir etwas loslassen wollen, entscheiden wir uns, unseren Blick weg von der belastenden Situation nach vorne zu richten. Wir können lernen, los zu lassen, indem wir uns klar machen, dass wir nicht von unseren Gefühlen beherrscht werden. Nicht die Gefühle bestimmen unser Denken, sondern unser Denken bestimmt unsere Gefühle. Und der erste Schritt des Loslassens beginnt mit dem Satz: „Ich bin bereit, los zu lassen.“

Das ist ein mutiger Schritt, der manchmal von starken Gefühlen wie Wut oder Trauer begleitet wird. Wenn wir lernen, diese Gefühle bewusst wahr- und anzunehmen, werden sie sich von selber auflösen. Kleine Rituale oder Atemübungen können dann sehr hilfreich sein und das Loslösen unterstützen.

Um sich ganz von Vergangenem zu lösen, ist es wichtig, sich selbst aus der Opferrolle zu befreien und den Blick für mehr Freude und Glück im Leben zu schärfen. Dazu gehört vor allem, sich selber liebevolle Aufmerksamkeit zu schenkt und zu akzeptieren, was sich im Moment nicht ändern lässt.

Unser Leben ist nicht perfekt. Wir sind nicht perfekt.

Loslassen heißt auch, etwas in Dankbarkeit gehen zu lassen. Vieles, was uns jetzt belastend erscheint, haben wir zu einer bestimmten Zeit in unserem Leben gebraucht. Es hat uns vielleicht eine Zeitlang geholfen, doch jetzt ist es zur Belastung geworden und wir können es dankbar verabschieden. Danke sagen hinterlässt ein gutes Gefühl.

Die Natur nimmt es als gegeben an, dass Loslassen dazugehört, um Neues entstehen zu lassen. Genauso dürfen wir es annehmen, dass bestimmte Erfahrungen wichtig für uns sind, um selber zu wachsen und unseren Weg mit Freude weiter zu gehen.